Das ist der Hammer!
Chinesische Studenten überbrücken Personalmangel in den Kliniken (Artikel: „Personalnot: Chinesen helfen den Kliniken“, Quelle: rp-online.de).
Da mußte ich gleich an unsere wirklich kompetente, internationale Studentengruppe aus dem diesjährigen Austauschprogramm denken – von denen hätte man doch auch gleich einige anwerben können. Nee, aber echt…
In Berlin gibt es wenigstens nur Gemunkel, daß demnächst (fraglich qualifizierte, da hier oft ausgebeutete und schlecht angeleitete) Assistenzärzte ins Brandenburger Umland verliehen werden sollen… dort steht dann Charité drauf, der Name ist aber eben oft mehr Schein als Sein. (Die Aus- und Weiterbildungsmängel seien natürlich – wie immer – nur ein temporäres Problem, normalerweise laufe das alles ganz anders etc. pp. Wer die Uni von innen kennt, weiß, daß der Name einer der berühmtesten sein mag, sowohl die Ausstattung in der Klinik als auch die Lehre jedoch von anderen Unis getoppt werden. Na ja, auch das könnte eine ganze Frustrede füllen.)
Um auf das Einstiegsthema und den Personalmangel zurückzukommen: ich bin vielleicht naiv, aber ich denke, daß die einzige langfristige Lösung eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Assistenz- aber auch alle anderen Ärzte sein wird.
Während manche Kliniken stillschweigend kostenintensive Honorarkräfte beschäftigen (keine Kritik, Tatsache! Über das Relativieren des Honorares über eigene Versicherungen etc. möchte ich an dieser Stelle nicht viel schreiben), weil es Ihnen peinlich zu sein scheint, daß auch Sie unter Personalmangel leiden, holen sich andere ganz offen Ersatz aus dem Ausland. Ist Letzteres im Gesundheitssystem akzeptabler? Vielleicht weil man es als „Förderung“ und „kulturellen/internationalen Austausch“ deklarieren kann? Weckt es mehr Vertrauen der Patienten, festangestellte „Importärzte“ zu präsentieren als zu einheimischem (zugegebenermaßen oft aber auch aus dem benachbarten Umland eingereisten) Zeitarbeitern (Honorarärzten) zu stehen?
…Mal abgesehen davon, daß der prämedizierende Arzt sowieso nicht unbedingt derjenige ist, der am nächsten Tag die Narkose leitet, und auch die normalen Stationsärzte öfter mal wechseln… aber das scheint den Patienten nicht bewußt zu sein, sonst wären sie nicht durch einen – Hilfe! – nicht fest angestellten Arzt(!! Wie kann das sein?!) zu verunsichern. In manchen Kliniken, die ich gesehen habe, war der Honorarzt kompetenter als die hauseigenen (das ist natürlich nicht die Regel, sondern ein provokantes Beispiel!).
Politiker und Klinikleiter klagen scheinbar endlos über den Ärztemangel, inzwischen beschweren sich anscheinend schon angestellte Kollegen, daß das Arbeitsklima unter zeitweise eingestellten Freiberuflern leiden würde, da diese die Position der Festangestellten untergraben würden.
Ich bin zwar noch nicht am Ende des Studiums angelangt, aber habe dazu auch eine Meinung. Pro und Kontra des Honorararztwesens seine jetzt kurz außen vor gelassen.
Wenn es doch genügend FÄ und alte CÄ gibt, die aus Frust über das Management und die Bürokratisierung der Arbeitsweise aus dem Klinikalltag aussteigen, und zunehmend Assistenten in bessere Gefilde abwandern (sei es „besser“ im Sinne des monetären Gewinns, der Familienfreundlichkeit/Freizeit, der Arbeitsatmosphäre, der Weiterbildung und Betreuung o.ä.), wieso soll das per se ein Unterwandern der eigenen Kollegen sein? Es ist doch eine Chance, den Kliniken dauerhaft klarzumachen, daß das einzige Mittel gegen die „Arztflucht“ das Angebot anständiger Arbeitsbedingungen ist. Natürlich werden die verbleibenden, angestellten Assis erst einmal weiter ausgebeutet, aber sie lassen es ja auch mit sich machen, trotz des guten Arbeitsmarktes. Heutzutage stapeln sich nicht auf jedem Chefarzttisch dreißig Bewerbungen, selbst als frischapprobierter Arzt hat man heute oft die Freiheit, sein Fachgebiet und seinen Arbeitsplatz mehr oder weniger frei zu wählen – das war noch in der letzten Arztgeneration anders! Mediziner, auch junge, gehören aber laut Tradition eher zu den konservativen Menschen, die gerne ihre Schäfchen im Trockenen haben. Der pure Gedanke an Stellenwechsel oder gar Freiberuflichkeit sorgt bei Vielen bestimmt für das panikartige Aufstellen der Nackenhaare. 😉
Änderungen geschehen eben nicht über Nacht, es ist ein zäher, langwieriger Prozeß, gerade im eher konservativen, verstockten Gesundheitswesen. Aber es ist ein Trend, der sich abzeichnet. Natürlich wird es nicht morgen schon traumhafte Arbeitsbedingungen für alle Assistenz- und Ärzte geben. Schon gar nicht wird es morgen rein honorarärztlich geführte Kliniken geben (obwohl dies logistisch möglich wäre). Leider ist die Loyalität unter Ärzten genauso, wie sie unter Medizinstudenten ist, und genauso, wie die Güte der Fragen des IMPP – oft weniger als wünschenswert.
Unzweifelhaft kann man nicht einfach alle Kliniken in DE stillstehen lassen, schon aus moralischen und ethischen Gründen den Kranken gegenüber. Auf der anderen Seite ist es genau der letzte, humanitäre Zipfel, an dem das Gesundheitswesen selbst die Streberabsolventen packt. Das bißchen Restloyalität den Kollegen gegenüber wird oft zur Falle, leichter lebt in diesem Fall, wer im Kollegenkreis keine Freunde hat. Warum? In einer Famulatur konnte ich genau das beobachten: praller Dienstplan, zu wenig Ärzte, Deckung der planmäßigen Lücken (so muß man es sehen) durch Appell der Ärzteschaft untereinander – „Wenn Du den Dienst nicht übernehmen kannst (obwohl Du frei hast, schon XY Überstunden hast etc.), muß Dein Kollege die ganze Station alleine schmeißen. Es gibt sonst niemanden!“
Das ist, um es ketzerisch zu vereinfachen, „Emotional Blackmail“. Selbst wenn man z.B. krank ist oder sich Pandaaugen durch eine Überzahl an Diensten erarbeitet hat, soll man sich schlecht fühlen, nicht zur Arbeit erscheinen zu können, denn man belastet ja die Kollegen. Daß die Klinikleitung bei absolutem Personalmangel (wenn wirklich kein OA/CA mehr zur Verfügung steht, um das Loch zu stopfen) jederzeit einen Honorararzt einstellen könnte, wird gleichzeitig als Geldschneiderei und unannehmbar gesehen. Das verstehe ich einfach nicht.
Ich bin auch ein Typ, den man ausbeuten kann, wenn man über die menschliche Schiene geht, das ist eine Schwäche von mir, ein Mangel an Nein-Sagen-Festigkeit, den ich noch in adäquatem Maß auszugleichen hoffe. Oder ich lerne, zu bluffen und einfach Nein zu sagen, auch wenn ich es nicht meine. Insofern liegt mir eine Regelung des Ganzen auch am Herzen. ;-P
Eine absterbende Klinik mit teuren Honorarärzten über Wasser zu halten, weil einfach niemand mehr im Kaff arbeiten will, mag suboptimal und keine Dauerlösung sein.
Belastungsspitzen mit Honorarärzten abzufangen, um das hauseigene Team zu entlasten, anstatt es zu knechten, bis es das Handtuch wirft, ist doch Sinn und Zweck der Honorararzttätigkeit!
Im Ausland und auch hier gibt es im Bereich der Pflege z.B. seit langem sogenannte „Springer“, die dann gerufen werden, wenn es im Haus knapp wird. Manche Schwestern arbeiten ausschließlich als Springer und sind in Ihrer Freizeit auf Abruf, haben aber natürlich eine gewisse, theoretische Unsicherheit in der Regelmäßigkeit Ihrer Beschäftigung. Aber es funktioniert! Warum ist das gleiche Konzept bei Ärzten inakzeptabel? Nicht gesellschaftsfähig? Das ist unlogisch!
Wie bin ich überhaupt darauf gekommen? (Ich bin leider gerade krank und etwas unkonzentriert, daher meine Entschuldigung für wirre Gedankensprünge) Es irritiert mich irgendwie ungemein, daß der unkonventionelle Honorararzt im eigenen Land angefeindet wird, während offensichtlich Kräfte aus dem Ausland rekrutiert werden. Ich habe weder etwas gegen Zuwanderung, noch sehe ich alle Honorarärzte durch eine rosarote Brille – es gibt brilliante Honorarärzte, die ihren PJlern mehr beibringen als die hauseigenen Angestellten, die die Klinik mit Ihren Technken und Ihrer Erfahrung bereichern können, und es gibt schwarze Schafe, die als sozial grenzwertig kompetente Aussteiger die Freiberuflichkeit als letzten Weg sehen (das ist aber die Minderheit). Es gibt fantastische internationale Ärzte, die die Forschung vorantreiben oder einfach ehrgeizig und pflichtbewußt Ihre Chance in DE schätzen und nutzen, und es gibt z.B. billigere Ostblockkräfte, deren Gleichgültigkeit nur durch Ihre Unfähigkeit, die Deutsche Sprache zu sprechen und zu verstehen, getoppt wird (mußte ich selber mehrfach sehen, ein Graus und für die patientensicher Kommunikation katastrophal!).
Na ja. Auf jeden Fall wirkte der oben gelinkte Artikel wie eine Karikatur. Mal sehen, was draus wird.
To mention a totally different topic, this is a totally bizarre case of plagiarism (Source: The consumerist).
Basically a writer, whose online blog content had been lifted and printed in a magazine without their consent, was told to be happy enough (apparently they demanded a written apology and small donation to a charity), since they should have been charged for the publishing! Amazing stupidity, especially since the publisher/journalist send her obnoxious and ignorant reply in text form, black on white (email)!